ein Artikel der Badischen Zeitung von Samstag, 03.12.2011
geschrieben von KARIN STEINEBRUNNER
Die Stille animiert zum Schreiben
Die Wahl-Ibacherin Ulrike Gau arbeitet an einem Roman mit autobiografischen Zügen, ihr Erstling war ein Kinderbuch.
Ulrike Gau lässt sich gerne von der Natur inspirieren. Das Foto entstand Mitte November auf Ibacher Gemarkung – Foto v. Ute Maier/Karin Steinebrunner
„Ich liebe Ibach sehr. Die Stille, die Weite – das hilft mir, zum Schreiben zu kommen“, erklärt Ulrike Gau. Ihr Buch mit dem Titel „Gamuppels Sternenreise“ soll noch diesen Winter Gesellschaft bekommen. Anders als ihr Erstling wird das zweite Buch kein Kinderbuch. Es handelt von einer Frau, die sich selbst „auf die Spur kommt“, wie die Autorin es formuliert. Darin stecke durchaus Autobiografisches, gesteht sie freimütig. Einen Anknüpfungspunkt an ihren märchenhaften Gamuppel gibt es insofern, als der Protagonistin ein Märchenbuch auf die Spur hilft.
Autobiographisch war der Gamuppel selbst auch schon. Er entstammt der Grundidee eines Bilderbuches, die wiederum geboren wurde durch Bilder, die Ulrike Gau gemeinsam mit dem Vater ihrer Kinder malte, als diese noch klein waren. Damals tauchte der kleine Wicht erstmals auf, der wirkte, als käme er geradewegs aus dem All, und dem sie den Namen Gamuppel gab. Die junge Mutter stellte sich vor, es wäre schön, Kindern die Bedeutung der Planeten anhand eines Weltallreisenden zu erklären, und spann die Geschichte zunächst abends am Bett ihres stets auf neue Erzählungen neugierigen Sohnes immer weiter fort. Bald zur alleinerziehenden Mutter geworden, ließ ihr der Alltag neben Tagebucheinträgen und ab und an ein paar Gedichtzeilen keine Zeit zum Schreiben. Erst als die Kinder groß waren und sie aus der Metropole Berlin in das ruhige Fahrwasser des Südschwarzwaldes kam, änderte sich das.
Im November 2007 nahm Ulrike Gau an dem sogenannten Novemberschreiben in der Schweiz teil – und merkte bald, dass das gesetzte Textlimit von 25 000 Wörtern für Einsteigerinnen und sogar das von 50 000 Wörtern für Geübte viel schneller erreicht war als gedacht. „Das Schreiben war ein großes Abenteuer für mich, manchmal war ich am Abend selbst überrascht, was da auf dem Papier stand“, erzählt Ulrike Gau. Der Grobentwurf des Gamuppel war zum Ende des Novemberschreibens geschafft. Die während dieser Zeit geknüpften Beziehungen zu anderen Schreibenden, mit denen sie sich austauschen kann, bestehen bis heute. Zunächst begann im Anschluss an das Novemberschreiben die Arbeit des Lektorates, die Auswahl der Illustrationen, die Gestaltung und Präsentation des Buches. Mit kursiv gesetzten Textpassagen werden die Leser direkt angesprochen, die Idee bei den Illustrationen war, nur ein Detail zu zeichnen und damit Freiraum zu lassen für eigene Fortsetzungen. Die Geschichte erzählt von der Sehnsucht nach Farben und Freunden, sie stellt die Frage nach den Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit. Eines Tages öffnet sich ein Regenbogentor, Gamuppel springt – und landet bei Saturnus und damit zugleich am Beginn einer langen Reise. „Für mich hat die Schwarz-Weiß-Welt Gamuppels etwas von den Extremen der Jugend. Wie auf Gamuppels Reise kommen auch für uns im Laufe des Lebens immer mehr Zwischentöne zum Vorschein“, erklärt Ulrike Gau beinahe versonnen. Die Autorin hat ein Buch für „kleine und große Kinderseelen“ geschaffen. Nicht jede gedankliche Ebene, die darin enthalten ist, muss auch von jedem Leser in gleicher Weise mitempfunden werden. Es kann als Märchen gelesen werden, es kann der Wissensvermittlung dienen, es kann aber durchaus auch zum Philosophieren anregen.
„Gamuppels Sternenreise“ von Ulrike Gau, laut Klappentext „ein Buch über den Wert der Freundschaft und eine Welt, wie sie sein könnte“, ist erschienen im Verlag prignitz-pur.